Der demographische Wandel in Deutschland und die zu erwartenden Folgen

 

 

Bildquelle: http://www.gdv.de/2003/03/altersvorsorge-und-demographischer-wandel-kein-vorteil-fuer-das-kapitaldeckungsverfahren-2/

 

 

 

1.Einleitung

1.1 Gründe für den demographischen Wandel

1.1.1 Geburtenrückgang und höhere Lebenserwartung

1.1.2 Weniger Arbeitnehmer und mehr Rentner

1.1.3 Schrumpfung der Bevölkerung

1.1.4 Umkehrung der Alterspyramide

2. Welche Auswirkungen hat der demographische Wandel?

2.1 Notwendigkeit von Zuwanderung

2.2 Infrastruktur wird in Mitleidenschaft gezogen

2.3 Die Folgen für die Rentenversicherungssysteme

2.3.1 Kann das Geld, das für die Kinder gespart wird für die Rentner verwendet werden

2.3.2 Nehmen die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ab

3.Zusammenfassung und Fazit


Die an dieser Stelle platzierte Hausarbeit habe ich in Zusammenarbeit mit einem Kommilitonen der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen erstellt.

1. Einleitung

Die Bevölkerungsentwicklung in der BRD ist ein Themenkomplex, dem Verantwortliche in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft seit einigen Jahren bereits ihre erhöhte Aufmerksamkeit schenken. Und nicht nur diese. Auch ich habe mich im Rahmen einer zu verfassenden Seminararbeit mit einem Kommilitonen entschlossen, sich dieses Themas anzunehmen.

Und das aus gutem Grunde. Es lässt sich schon länger feststellen, dass aufgrund unterschiedlicher Faktoren eine Rückwärtsentwicklung der Bevölkerung im Gange ist. Verursacht wird dies vor allem aus zwei wesentlichen Gründen:

1. ein massiver Rückgang der Geburtenrate seit den 60er Jahren

2. die drastisch gestiegene Lebenserwartung

Eine solche Entwicklung hat nicht zuletzt auch auf die wirtschaftliche Entwicklung und das Sozialversicherungssystem unseres Landes nachhaltige Auswirkungen.

Die nachfolgenden Zeilen werden sich eingängiger mit dem demographischen Wandel in Deutschland und seinen Folgen auseinandersetzen.

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1.1 Gründe für den demographischen Wandel

1.1.1  Geburtenrückgang & höhere Lebenserwartung

Die so genannte Geburtenhäufigkeit lässt sich durch die zusammengefasste Geburtenziffer erklären. Wie wird #di ese errechnet? Sie „gibt die durchschnittliche Kinderzahl an, die eine Frau im Laufe ihres Lebens hätte, wenn die Verhältnisse des betrachteten Jahres von ihrem 15. bis zu ihrem 49. Lebensjahr gelten würden. Diese Kennziffer ist unabhängig von der jeweiligen Altersstruktur der Bevölkerung.“ (Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050; S.10)

Momentan befindet sich die zusammengefasste Geburtenziffer auf dem sehr niedrigen Niveau von 1,4 Kindern pro Frau. Für den Fortbestand der gegenwärtigen Bevölkerungszahl, müsste der Wert bei 2,1 Kinder pro Frau liegen und wenn diese erwachsen sind, müssten diese mindestens 2 Kinder  gebären, damit die vorangegangenen Generationen gleichwertig ersetzt werden können.

Ein konstantes Geburtenverhalten wird auf Umstände gestützt, die aus den 50er Jahren stammen. Damals gab es in beiden deutschen Staaten eine nahezu identische Geburtenentwicklung. Es gab sogar einen kurzen Ausreißer, der zu Beginn der 60er Jahre „mit der höchsten zusammengefassten Geburtenziffer der Nachkriegszeit von 2,5 Kindern pro Frau erlebt“. (Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050; S.10)

Kurz danach gingen die Geburtenzahlen allerdings rapide zurück. In der ehemaligen DDR schon etwas früher, nämlich 1964, die alten Bundesländer folgten dann 1967 demselben Trend. In den 70er Jahren fiel die Zahl auf 1,45 in den alten Ländern und 1,54 in der damaligen DDR.

Von da an gab es in beiden Ländern sehr unterschiedliche Trends. Im Westen fiel die Zahl der Geburten weiter auf bis zu 1,3 Kinder pro Frau und pendelt seitdem um den Wert von 1,4, während der Osten Deutschlands mit „umfangreichen staatlichen Fördermaßnahmen für Familien mit Kindern einer weiteren Absenkung des Geburtenniveaus ab Mitte der 70er Jahre“ entgegenwirkte. (Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050; S.10-11)

Dies führte bis 1980 zu einem Anstieg der Geburtenziffern auf 1,94. Danach gingen aber auch hier die Geburtenzahlen wieder zurück. Ein besonders starker Einbruch lässt sich seit der Wiedervereinigung Deutschlands ausmachen, die zu sozialen und wirtschaftlichen Umbrüchen führte.

Gründe für diesen Geburteneinbruch finden sich en masse. Diese sind zumeist ökonomischer, sozialer und psychologischer Herkunft. Was wird unternommen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken? „Um einen dauerhaften Anstieg der zusammengefassten Geburtenziffer zu erreichen, wird in der politischen Diskussion neben familienfördernden Maßnahmen, welche die Vereinbarkeit von Kindererziehung und Erwerbstätigkeit erleichtern, grundsätzliches Umdenken zum Stellenwert von Kindern auf politischer und individueller Ebene erörtert.“ (Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050; S. 11)

Ob diese Maßnahmen aber von Erfolg gekrönt sind, lässt sich erst in einigen Jahrzehnten erkennen, dann nämlich, wenn sich diese Prozesse auch auf die Bevölkerungsentwicklung durchgeschlagen haben.

Wenn man die Geburtenentwicklung Deutschlands mit der anderer Länder der EU vergleicht, so kann man feststellen, dass z.B. Italien (1,24), Spanien (1,23), Griechenland (1,29) und Österreich (1,34) eine noch geringere Kennziffer haben als Deutschland. Länder, die nicht der EU zugehörig sind, sehen sich einer ähnlich niedrigen Rate gegenüber, z.B. die Schweiz und Japan. Dagegen liegt in den Niederlanden (1,7) und Frankreich (1,9) die Zahl der Geburten höher als in Deutschland. Die Geburtenentwicklung in den USA ist bereits seit Ende der 80er Jahre auf dem nahezu konstanten Niveau von 2,0 Kindern pro Frau.

Zur Lebenserwartung gibt es drei Annahmen. In den vergangenen Hundert Jahren nahm das Niveau der Sterblichkeit in Deutschland aufgrund vielerlei Umstände, wie Fortschritte im Gesundheitswesen, der Hygiene, der Ernährung, der Wohnsituation und der Arbeitsbedingungen sowie einem gestiegenen materiellen Wohlstand unverkennbar ab. Außerdem ging zum Ende des 19. Jahrhunderts die Zahl der gestorbenen Kinder und Säuglinge stark zurück. Wie sich die Entwicklung weiter fortsetzte lässt sich wie folgt darstellen: „Heute sterben nur noch 4 von 1 000 lebendgeborenen Kindern im ersten Lebensjahr, vor 100 Jahren waren es 200, vor 30 Jahren noch 21.“(Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050; S. 13)

Nicht nur bei den Kindern oder Säuglingen wurde eine Veränderung spürbar. Auch bei älteren Menschen nahm die Sterblichkeit stark ab. Insbesondere ab Mitte des 20. Jahrhunderts machte sich dies bemerkbar. „Seit Ende der 80er Jahre erleben – wie die so genannte Sterbetafel des Statistischen Bundesamtes zeigt – mindestens jeder zweite Mann und 7 von 10 Frauen ihr 75. Lebensjahr. Noch 1970/72 waren es lediglich 39% aller Männer und 60% aller Frauen“. (Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050; S. 13)

Die Folge: eine immer höhere Lebenserwartung. Abzulesen ist diese anhand der durchschnittlichen Lebenserwartung. Diese ergibt sich aus der Erwartung der Lebensjahre, die ein neugeborenes Kind hat, wenn das Sterberisiko, welches die Bevölkerung hat, in den einzelnen Altersjahren während des ganzen Lebens erhalten bleibt, d.h. sich nicht grundlegend verändert. Ab einem bestimmten Alter wird die Lebenserwartung dann „mit der ... durchschnittlichen ferneren Lebenserwartung ausgedrückt“. (Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050; S. 13)

Die Lebenserwartung hat sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts um 30 Lebensjahre erhöht. Damals, um das Jahr 1910, hatten neugeborene Jungen eine durchschnittliche Lebenserwartung von 47 Jahren und neugeborene Mädchen 51 Jahre. Dies hat sich folgendermaßen verändert: „Die in den Jahren 1998 bis 2000 geborenen Jungen und Mädchen erwarten dagegen 75 bzw. 81 Lebensjahre.“ (Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050; S. 14)

Es bleibt jedoch festzuhalten, dass sich die Lebenserwartung nicht in stetiger Form verändert hat, sondern von Umständen abhängig gemacht wurde, die dies stärker und weniger stark beeinflussten. Denn allein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, vor allem zwischen 1910 und 1932, erhöhte sich die Lebenserwartung der Jungen um 13 Jahren, der Mädchen um 12 Jahre. In den 50er und 60er Jahren ging dieser Trend aber stark zurück und in den Jahren zwischen 1950 und 1970 stieg die Lebenserwartung bei Jungen nur noch um 3, bei Mädchen um 5 Jahre. „Dies lag an der erheblich stärkeren Verringerung der Säuglingssterblichkeit in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, die später nicht mehr so stark ausfiel.“ (Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050; S. 14)

1970 erhöhte sich die Sterblichkeitsrate aufgrund einer Grippeepidemie kurzfristig, als weiterer Grund dafür könnten aber auch die Nachwehen des 2. Weltkrieges ausgemacht werden. Dies führte auch dazu, dass sich der Abstand in der Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen neuerlich vergrößerte. In den vergangenen 30 Jahren ist die Lebenserwartung jedoch stetig gestiegen, auch wenn nicht ganz in dem Maße, der ersten Jahrhunderthälfte. „Sie erreichte im Durchschnitt der Jahre 1998 bis 2000 für Jungen 74,8 und für Mädchen 80,8 Jahre“. (Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050; S. 14)

Aber nicht nur bei der jüngeren Bevölkerung, sondern auch beim älteren Teil hat sich die weitere zu erwartende Lebenszeit erhöht. Beispielsweise hatte vor hundert Jahren ein 60-jähriger Mann eine erwartete weitere Lebenszeit von durchschnittlich 13 Jahren. Dieser Wert erhöhte sich bis 1970 auf 15 Jahre und heute auf 19 Jahre. Bei den Frauen gleichen Alters waren es vor hundert Jahren durchschnittlich 14 Jahre, 1970 waren es 19 Jahre und heute sind es 23 weitere Lebensjahre.

Diese Verlängerung der Lebenszeit hat beträchtliche Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme und die Altersvorsorge. Dies ist ein Hauptgrund, denn „die ältere Generation ist zahlenmäßig größer als frühere, es gibt potenziell mehr Rentenbezieher, und der Ruhestand dauert länger. Nach den Angaben des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger betrug die durchschnittliche Rentenbezugsdauer im früheren Bundesgebiet 1965 knapp 11 und 2001 über 16 Jahre. Innerhalb einer Generation haben sich also die Rentenbezugszeiten um 5,5 Jahre verlängert. Zu dieser Verlängerung der Rentenbezugszeiten hat allerdings neben der höheren Lebenserwartung auch ein früherer Rentenbeginn beigetragen.“ (Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050; S. 17)

Bis Mitte der 70er Jahre gab es bei der Entwicklung der Lebenserwartung zwischen den alten Bundesländern und der damaligen DDR keine größeren Unterschiede. Die Lebenserwartung von Jungen war zu Beginn der 70er Jahre  in der DDR sogar höher als in der BRD, während bei den Mädchen kein Unterschied erkennbar war. Ab 1977 veränderte sich dies allerdings, denn von da bis zum Ende der 80er Jahre stieg die Lebenserwartung in der DDR weniger stark an, als in der BRD. Dies wird an der Tatsache deutlich, dass direkt nach der Wiedervereinigung die Lebenserwartung bei Geburt in den neuen Ländern um 3 Jahre unter dem Niveau der alten Bundesländer lag. Seit dem hat sich dies jedoch etwas verändert, denn der Abstand ist geringer geworden. Bei Jungen sind es nur noch 1,6 Jahre,  bei Mädchen sogar nur noch 0,6 Jahre Unterschied. Vorausberechnungen zur Folge wird sich dies bis zum Jahr 2020 vollends angleichen, was soviel heißt wie gleiche Lebenserwartung in beiden Teilen.

Vergleicht man Deutschland beim Thema Lebenserwartung mit anderen Ländern, so kann festgestellt werden, dass Deutschland hier keineswegs eine Spitzenposition einnimmt. Beispielsweise haben Island, Japan, Schweden und in der Schweiz bei Jungen eine um mehr als 2 Jahre höhere Lebenserwartung als Deutschland. Bei den Mädchen ist es noch stärker erkennbar, denn hier „liegen Japan (um 3,4 Jahre), Frankreich (um 2,2 Jahre), Italien und Spanien (um 2,1 Jahre) sowie die Schweiz (um 2,0 Jahre) vor Deutschland“. (Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050; S. 14) Im Durchschnitt der EU-Mitgliedsstaaten nimmt Deutschland ebenfalls einen hinteren Platz in der Lebenserwartung ein.

Um die Entwicklung der Lebenserwartung festzustellen, können drei Annahmen gemacht werden. Bei Annahme 1 werden die heute schon international erreichten niedrigsten Sterbewahrscheinlichkeiten jedes Altersjahres für Deutschland als Ziel für 2045 festgelegt. Bei den Annahmen 2 und 3 wird auf die Sterblichkeitsabnahme der letzten 30 Jahre zurückgegriffen. Bei Annahme 2 wird mit einer stärkeren Abschwächung des Anstiegs gerechnet. Bei Annahme 3 wird davon ausgegangen, dass sich der Anstieg weniger stark abschwächt.

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1.1.2   Weniger Arbeitnehmer und mehr Rentner

Wenn man die Entwicklung der vergangenen Jahre betrachtet und einen Ausblick auf die Zukunft wagt, stellt man fest, dass die Zahl der Arbeitnehmer immer mehr zurück geht und die Zahl der Rentner immer mehr steigt.

Ein Grund dafür ist einerseits der schon zuvor beschriebene Geburtenrückgang und die damit einhergehende Steigerung der  Lebenserwartung. Ebenso auch ein immer früherer Einstieg ins Rentenalter. Momentan finanzieren etwa 4 Personen einen Rentner, in 30 Jahren sind es nur noch 2. Verglichen mit früheren Generationen lässt sich feststellen, dass die heutigen Rentner reicher sind als frühere Generationen und das sie mehr von ihrer Rente haben. Dies lässt sich daran festmachen, dass das gesetzliche Rentenalter zwar 65 Jahre beträgt, die meisten aber bereits zwischen 60 und 65 mit dem Arbeiten aufhören. Deshalb wird folgendes getan: „Aufgrund dieser Entwicklung hat der Gesetzgeber zahlreiche Änderungen bei der Rentenversicherung beschlossen. Die damit verbundenen unvermeidbaren Belastungen werden gerecht auf die Schultern aller Generationen verteilt. Im Mittelpunkt der Anstrengungen steht die Stabilisierung der Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung, denn steigende Lohnnebenkosten belasten unsere Wirtschaft zusätzlich und gefährden Arbeitsplätze“.

(http://www.die-rente.info/396.php)

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1.1.3  Schrumpfung der Bevölkerung 

Wenn immer weniger Menschen geboren werden und die Lebenden immer älter werden führt dies zwangsläufig zu einer Schrumpfung der Bevölkerung. Das lässt sich auch daran erkennen, dass die Zahl der Gestorbenen größer ist, als die Zahl der Geborenen. Zieht man Statistiken zurate, dann sieht man, dass die Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg zunächst für etwa 20 Jahre einen stetig ansteigenden Überschuss an Neugeborenen gegenüber Gestorbenen vorweisen kann. Ab 1965 ging es jedoch rasant bergab, so dass bereits 1972 erstmals nach dem 2. Weltkrieg weniger Menschen zur Welt kamen, als verstarben. Seitdem ist der Saldo immer negativ, nur 1988 waren die Zahlen fast ausgeglichen, wenn man bei –7.000 Personen (Daten statistisches Bundesamt)  überhaupt davon sprechen kann.

Deswegen wird die Bevölkerung in Deutschland bis zum Jahre 2050, geht man vom heutigen Bevölkerungsstand aus, um ungefähr 20 % zurückgehen, was dann etwa 65 Mio. entspricht. Dies ist der schlimmstmögliche Fall. Ohne Zuwanderung würden gar nur noch etwa 59 Mio. Menschen die Bundesrepublik Deutschland bevölkern. Es gibt hier jedoch sehr unterschiedliche Berechnungen. Die einen sprechen von eben diesem Rückgang um 20 %, andere Demographen glauben, dass der Rückgang nur zwischen 5 und 10 % liegt. Deshalb darf abgewartet werden, welche Entwicklung sich nun tatsächlich durchsetzt.

Auch bei den Arbeitnehmern wird ein deutlicher Rückgang durch die Schrumpfung der Bevölkerung zu verzeichnen sein. Von momentan 41 Mio. im erwerbsfähigen Alter wird die Zahl auf 31 Mio. zurückgehen, ohne Zuwanderung sogar auf 25 Mio..

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1.1.4 Umkehrung der Alterspyramide

Die zuvor genannten Punkte führen zwangsläufig zu einer Umkehrung der Alterspyramide. Konnte man von einer Pyramide im Jahre 1950 durchaus noch sprechen, so gestaltet sich dies heutzutage ganz anders und wird auch in den nächsten 50 Jahren sich noch weiter verändern.

Betrachtet man die Alterspyramide von 1950, dann kann man sehen, dass die Zahl der damals 30-35 Jährigen geringer war als z.B. die Zahl der 10-30 Jährigen oder der 40-60 Jährigen. Dies ist auf den 1. Weltkrieg zurückzuführen. Heute sind in diesem Altersbereich mehr Menschen zu finden. Auch bei den damals 5-10 jährigen war die Zahl damals ähnlich gering. Wie schon zuvor ist auch hier ein Krieg dafür verantwortlich, der 2. Weltkrieg nämlich.

Geht man ein paar Jahre voraus, so kann man etwa für das Jahr 1970 von einer richtigen Alterspyramide, die diesen Namen verdient, nicht mehr sprechen. Gründe dafür sind die in der Nachkriegszeit boomende Wirtschaft und auch andere förderliche Gegebenheiten.

Wenn man die damalige Alterspyramide mit der heutigen vergleicht, dann darf man wirklich nicht mehr von einer Pyramide reden. Eher von einem Dönerspieß oder einer Alterstanne, wie in einem von Professor Dr. Raffelhüschen, dem einzigen Demographie-Lehrstuhlinhaber Deutschlands, gehaltenen Vortrag beschrieben.

Bis zum Jahre 2050 wird sich die Entwicklung fortsetzen und dann kann man eher von einem Alterspilz sprechen. Die heute 20 bis 30 Jährigen stellen den größten Teil der Bevölkerung dar und haben dann das Alter zwischen 60-70 Jahren erreicht.

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2.  Welche Auswirkungen hat der demographische Wandel?

„Der Versuch, die auf dem Kopf stehende Alterspyramide im Laufe unserer Lebenszeit noch einmal auf die Füße zu stellen, kann nur heißen, auf Seuchen, Katastrophen oder Kriege zu warten. Wir erhoffen uns von der Zukunft aber genau das Gegenteil: medizinische Durchbrüche, Erfindungen, die das Leben verbessern, Frieden und Wohlstand. Jeder Einzelne dieser Urträume der Menschheit verlängert die Lebenserwartung, verkürzt sie nicht.“ (Schirrmacher 2004: 113)

Die Folgen des demographischen Wandels sind weithin spürbar und ihnen widerfährt daher seit einigen Jahren eine bis dahin nicht gekannte Präsenz in Politik, Gesellschaft und Medien. Seit etwa 300 Jahren steigt die Lebenserwartung der Menschheit unaufhörlich. Diesem Trend steht -  zumindest in den Industrienationen -  eine massive Abnahme der Geburtenrate gegenüber. Welche Auswirkungen zeitigt dieser doppelte Alterungsprozess nun auf den Arbeitsmarkt, auf die wirtschaftliche Entwicklung und dem Sozialversicherungssystem gegenüber?

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2.1 Notwendigkeit von Zuwanderung

Wie eingangs festgestellt, steht einer wachsenden Anzahl von älteren, nicht mehr im Arbeitsprozess befindlichen Menschen eine Abnahme der Geburtenrate gegenüber.

Auf den Punkt gebracht lässt sich folgendes konstatieren: „Jeder fehlende Beitragszahler in der Renten- und Krankenversicherung ist auch ein fehlender Steuerzahler. Die Arbeitslosigkeit bewirkt nicht nur Einnahmeausfälle in der Rentenversicherung, sondern sie dämpft gleichzeitig das Wachstum des Volkseinkommens. Dadurch mindert sie die Steuereinnahmen, die der Staat zur Finanzierung der Zuschüsse an die gesetzliche Rentenversicherung benötigt, um die demographische bedingte Abnahme der Beitragseinnahmen auszugleichen.“ (Birg, H. (2004): Soziale Auswirkungen der demographischen Entwicklung, in: Informationen zur politischen Bildung, Vol. 282, S. 43). 

Die Frage nach der Zuwanderung gewinnt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung. Hierbei gilt es zunächst einmal, diese in vier spezifische Gruppen zu unterteilen: Zuwanderer aus humanitären Gründen (Flüchtlinge), angeworbene Arbeitskräfte, deren nachkommende Verwandtschaft und Spätaussiedler.

Um die wirtschaftlichen Auswirkungen hinreichend zu ergründen, muss die Immigration aus differenzierteren Sichtweisen beleuchtet werden. Durch die starken Zuwanderungsströme der fünfziger und sechziger Jahre des zurückliegenden Jahrhunderts und den im Vergleich zur Gesamtbevölkerung höheren Geburtenüberschuss der Migranten hat sich die Zahl der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland auf heute sieben Millionen Menschen summiert. Dies bedeutet einen Zuwachs von Personen im erwerbsfähigen Alter, jedoch hat sich die Zahl der tatsächlich arbeitenden Personen nicht analog dazu entwickelt. Einer Studie des Bundeswirtschaftsministeriums zufolge stieg in den sechs Jahren von 1992 bis 1998 die Zahl der in Deutschland registrierten Ausländer von 6,5 auf 7,3 Millionen, während im gleichen Zeitraum die Anzahl der davon erwerbstätigen von 2.03 auf 1,98 Millionen abnahm. Wesentliche Schuld an dieser Entwicklung wird der unzureichenden schulischen wie beruflichen Ausbildung der MigrantInnen zugeschrieben. Noch heute verlassen 60 Prozent der in Deutschland geborenen Ausländerkinder die Schule ohne oder nur mit einem Hauptschulabschluss (Birg, H. (2004): Soziale Auswirkungen der demographischen Entwicklung, in: Informationen zur politischen Bildung, Vol. 282, S. 43).

Da das Angebot an Arbeitskräften hauptsächlich von der Gruppe der 20 bis 60-jährigen dominiert wird, deren Zahl aber kontinuierlich schrumpft und im Gegenzug die der Älteren zunimmt, ist nach Berechnungen ein jährlicher Zuwanderungssaldo von 500.000 Menschen vonnöten, um diese Entwicklung auch nur zu kompensieren. Betriebswirtschaftlich gesehen bedeutet ein hoher Zuzug durchaus positives, wird doch das Angebot an Arbeitskräften erhöht, was seinerseits einen verminderten Druck auf die Löhne bedeutet.

Die positiven Auswirkungen der Zuwanderung auf die Sozialversicherungssysteme kann jedoch – und daran ist immer zu denken - nur dann eintreten, „wenn die Zuwandererinnen und Zuwanderer Arbeitsplätze finden und erwerbstätig sind, denn nur dann können sie die sozialen Sicherungssysteme durch ihre Beitragszahlungen in die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung entlasten.“ (Birg, H. (2004) S. 43).   Doch aus volkswirtschaftlicher Sicht muss auch folgendes im Auge behalten werden: Die Alterstruktur der Zuwanderer ändert sich ebenso wie die der deutschen Bevölkerung, wenn diese nach Jahrzehnten im Arbeitsleben zu den Ruheständlern gehören werden, was dann wiederum eine Erhöhung des Altersquotienten bedeutet. Die Zuwanderung muss auch aus gesellschaftspolitischer Sichtweise erörtert werden, da MigrantInnen mit ihrer Kultur zwar durchaus eine Bereicherung darstellen, aber ebenso ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential in verbergen, sollten diese Gruppen isoliert in einschlägigen Stadtvierteln leben. Es bleibt also für Gesellschaft und Politik eine Herausforderung, der man begegnen muss. Denn jeder Migrant, der über eine angemessene Ausbildung verfügt ist dann auch in der Lage, mittels des erwirtschafteten Entgelts aus seiner produktiven Tätigkeit die Nachfrage anzukurbeln und somit das Volkseinkommen zu erhöhen.

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2.2 Infrastruktur wird in Mitleidenschaft gezogen

Seit ca. 30 Jahren ist analog zur gestiegenen Lebenserwartung eine stetige Abnahme der Fertilität – also der Anzahl der pro Frau geborenen Kinder – zu beobachten. Als Hauptgrund der grassierenden Kinderlosigkeit lässt sich die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf eruieren, die ihrerseits eine Polarisierung in Frauen mit und Frauen ohne Kinder bewirkt. Ursächlich verantwortlich hierfür sind diejenigen Weichenstellungen die ein junger Mensch schon recht bald treffen muss: die Wahl des Bildungsweges und die darauf aufbauende Berufsentscheidung. Diese Festlegungen kollidieren alterstypisch mit der Wahl des künftigen Partners und im Gefolge für bzw. gegen Kinder. 

Die abnehmende Geburtenzahl steht ihrerseits in einer engen Relation zu den innerdeutschen Wanderungsbewegungen die bewirkt, dass die „Aufwärtsbewegung in den ländlichen Gebieten stärker verlief als im Durchschnitt aller Stadt- und Landkreise“ (Birg, H. (2004) S. 46). Ursache hierfür ist der Umstand, dass Menschen mit Kindern oder solche, die Kinder planen, eher dazu tendieren von der Stadt aufs Land zu ziehen. Ein Stadt- bzw. Landkreis muss auf jede Geburt drei Zuwanderungen und auf jeden Sterbefall ein Mehrfaches an Abwanderungen hinnehmen (Birg, H. (2004) S. 46). Die Aussagekraft dieser Feststellung lässt sich an der Tatsache festmachen, dass in der Thüringischen Stadt Suhl die Kinderzahl pro Frau mit 0,84 (Stand: 1999) am niedrigsten, und im niedersächsischen Landkreis Cloppenburg bei einer Rate von 1,79 (Stand: 1999) am höchsten ist.

Um sich die Auswirkungen dieser Entwicklung vor Augen zu halten, sei zunächst auf eine Bevölkerungsprognose verwiesen: Gegenwärtig macht der Anteil der 20 bis 40-jährigen an der Bundesbevölkerung 23,5 Millionen Menschen aus. Dieser Wert wird im Jahr 2030 auf 16,3 Millionen sinken. Die Diskrepanz der beschriebenen 30 Jahre ist deswegen von so einschneidender Bedeutung, da die Nichtgeborenen für 20 bis 30 Jahre als Konsumenten von Waren und Dienstleistungen ausfallen und diese keine Kinder in die Welt setzen werden. Die Folgen dieser Entwicklung sind schon vielerorts sichtbar. Die ostdeutschen Bundesländer – von der Bevölkerungsschrumpfung und dem damit einhergehenden Nachfragewegfall besonders stark tangiert – haben sie am massivsten zu spüren.

So erführ die Bevölkerungszahl von 1997 bis 2001 in den Klein- und Mittelstädten einen Rückgang um mehr als fünf Prozent, der Gesamtsaldo der Abwanderung  aus  diesen  Stadtgrößen weist eine Quote von -25,7 Prozent auf. Analog dazu verläuft die Entwicklung am Arbeitsmarkt: „-9,9 Prozent in den Klein- und Mittelstädten der neuen und 4,1 Prozent in den alten Bundesländern“ (Birg, H. (2004) S. 46). Die Realsteuerkraft, auf einen Einwohner bezogen, weist einen Betrag von 135 Euro für eine ostdeutsche Klein- und Mittelstadt aus, während eine westdeutsche Kommune von vergleichbarer Größe auf einen Betrag von 308 Euro kommt. Auswirkungen hat diese Entwicklung auch auf die Kaufkraft der Bürger in den neuen Bundesländern, die bei 12.850 Euro liegt. Zum Vergleich: in den alten Bundesländern kommt ein Bürger auf einen Betrag in Höhe von 17.093 Euro. Vorgänge wie diese wirken sich auch in anderer Hinsicht auf die Gemeinden und Städte aus. So z. B. in Bezug auf den Altersquotienten (Prozentualer Anteil der über 65-jährigen im Verhältnis zu den 15- bis unter 65-jährigen), der schon jetzt bundesweit starke Schwankungen aufweist und auf die Finanzen der betroffenen Kommunen Auswirkungen haben wird. Und das insbesondere im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden Mittel für die Sozialhilfe, deren Empfänger sich zu einem großen Teil aus MigrantInnen rekrutiert und die in Baden-Württemberg einen besonders hohen Anteil von  12,5 % an der Gesamtbevölkerung und 26,3 % bei den Sozialhilfeempfängern ausmachen, während der Anteil dieser Bevölkerungsgruppe in Niedersachen lediglich 6,7 % und 22,8 % bei den Sozialhilfeempfängern beträgt (Birg, H. (2004) S. 49). Ein weiteres Ergebnis dieser Entwicklung ist eine innerdeutsche Spaltung in Gebiete mit einem hohen Bevölkerungszuwachs (westliche Bundesländer) und einer starken Abnahme (ostdeutsche Bundesländer). Die alten Bundesländer, v. a. Hessen, Baden-Württemberg und Bayern sind durch den Zuzug aus den neuen Bundesländern auch in anderer Hinsicht die Gewinner dieses Wandels, haben die neugewonnenen Bürger eine oftmals hohe berufliche wie schulische Qualifikation und dadurch bedingt auch einen volkswirtschaftlichen Vorsprung. Und diese Entwicklung wird voraussichtlich noch ein bis zwei Jahrzehnte anhalten. Einen gegenteiligen Verlauf nimmt diese Entwicklung jedoch in Ostdeutschland: Der massenweise Wegzug in westdeutsche Gebiete bewirkt fatale Folgen auf die gesamte Infrastruktur. Bedingt durch den allgemeinen Geburtenrückgang setzt sich nach und nach ein Prozess der Entindustrialisierung durch, der bislang durch eine Ausweitung des Dienstleistungssektors weitgehend kompensiert werden konnte. Da jedoch die massenweise Flucht in die alten Bundesländer weiter anhält, führt der daraus resultierende Nachfrageausfall zu einer weiteren Fortsetzung dieser Entwicklung. Und so müssen zukünftig Gemeindeverwaltungen, Kindergärten und der primäre schulische Sektor, durch die Abwanderungen hervorgerufen, ihre Schließung hinnehmen.  

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2.3 Die Folgen für die Rentenversicherungssysteme

Am massivsten wirkt sich der demographische Wandel auf das bestehende Sozialversicherungssystem aus. Liegt der Jugendquotient – die Anzahl der unter 20-jährigen auf 100 Menschen im Alter von 20 bis 60 - im Jahr 2000 noch bei 38,1 sinkt dieser Wert 50 Jahre später um mehr als 6 Punkte 31,9. Im selben Zeitraum wird sich der Anteil der über 60-jährigen mehr als verdoppeln (Birg, H., Die demographische Zeitenwende, München 2003, S. 181).

Die Entwicklung hat für den bestehenden Generationenvertrag zur Folge, dass mehr und mehr Menschen nicht nur mit ihren Großeltern und Kindern zusammenleben, sondern ihre Aufmerksamkeit gleichzeitig auch auf ihre Urgroßeltern richten müssen. Dabei legt der bestehende Generationenvertrag seinen Fokus auf drei Generationen (Großeltern, Eltern, Kinder) an, da jeder Mensch in der ersten wie in der dritten  Phase seines Lebens Leistungsempfänger ist und dazwischen mittels seines Einkommens für das Wohl der ihm vorausgegangenen wie nachgekommenen sorgen muss. Die eigene Versorgung wiederum ist Aufgabe der dann kommenden Generation. Da diese jedoch im Abnehmen begriffen ist, bedeutet dies, dass die künftigen Arbeitnehmer für ihre nachkommende Generation weniger Aufwendungen vorzunehmen hat, die finanziellen Belastungen für deren Elterngeneration sich jedoch erhöhen wird, da weniger Mitglieder für mehr und länger lebende Rentner zahlen müssen.

Durch die Umverteilung zwischen jung und alt bedingt, würde ohne Kostendruck der Beitragssatz der Sozialversicherungen von 14 auf 19 Prozent bis 2065 steigen. Bezieht man den Kostendruck mit ein, zielt die Steigerung gar auf 27 Prozent ab.

Alternativ dazu würde sich folgender Weg anbieten: gleiche Beträge für alle Einzahler. Vor allem sollte dieses System jeden Arbeitenden erfassen, also auch Selbständige und Beamte, womit sichergestellt wäre, dass auch schlechter Gestellte sich sozial notwendige Dinge leisten könnten.

Für 9 von 10 Ruheständlern in Deutschland ist die gesetzliche Rentenversicherung Basis des wirtschaftlichen Auskommens. Sie wurde in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts von Reichskanzler Otto von Bismarck eingeführt und war ursprünglich durch Kapitaldeckung gesichert. Die Geldentwertung im Gefolge der beiden Weltkriege und der Weltwirtschaftskrise von 1929 jedoch führte schließlich zur Einführung des Umlageverfahrens, was konkret bedeutet, dass die gegenwärtigen Beitragszahler ihren Beitrag nicht als Rente wiederbekommen, sondern diese Beträge im selben Jahr vollends an die aktuellen Rentner ausgezahlt werden. Ist der heutige Beitragszahler also selbst im entsprechenden Altersstadium, sind die einbezahlten Beträge ausgegeben. Ihre Renten müssen von derjenigen Generation bezahlt werden, die dann im Erwerbsleben steht. Diese Generation wird sich auf Grund der niedrigen Geburtenrate jedoch aus weit weniger arbeitenden Menschen zusammensetzen. Und da alle umlagefinanzierten Versicherungssysteme nur dann ihre Funktion erfüllen, wenn die mittlere Generation sowohl die finanziellen Mittel zur Versorgung ihrer Elterngeneration als auch die materielle Versorgung der Kindergeneration bewerkstelligt, ist spätestens an diesem Punkt das Handeln der Politik gefordert.

Ein Anstieg des gesetzlichen Rentenalters auf 67 Jahre ist daher nach Ansicht der Rürup-Kommission unerlässlich. Mit dieser Maßnahme würden die vier zusätzlichen Lebensjahre einer jeden Generation gleichmäßig auf die Erwerbs- wie Rentenbezugsphase verteilt werden. Dieses erhöhte Eintrittsalter bedeutet für die künftigen Rentner de facto eine Rentenkürzung in Höhe von 7,2 Prozent gegenüber dem heutigen Stand. Das Bruttorentenniveau sinkt von 48 Prozent auf 40 Prozent des durchschnittlichen Bruttolohns.   

Als wesentlichen Schritt zur Reform der Rentenversicherung werden nach Birg (2004: 40) die Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters, eine Absenkung des Rentenniveaus, die Anhebung des zu zahlenden Beitragssatzes und eine Erhöhung der Rentenbeitragszahler ins Auge gefasst.

Die Rentenformel stellt sich wie folgt dar:  

ARt = ARt-1 • ( BEt-2 ) • [( BAFt ) – ( AVAt-2 ) – ( RVBt-2 )]

ARt = Aktueller Rentenwert; ARt-1 = Rentenwert aus dem Vorjahr;

BE = durchschnittliche Bruttoentgelte der Arbeitnehmer; BAF = Bruttoanpassungsfaktor; AVA = Altersvorsorgeanteil;

RVB = Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung

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2.3.1 Kann das Geld, das für die Kinder gespart wird für die Rentner verwendet werden?

Die demographische Entwicklung legt zunächst den Schluss nahe, dass das für die kommende Generation von Kindern, deren Zahl bekanntlich abnehmen wird, „gesparte“ Geld für die dann im Rentenbezugsalter stehende Generation verwendet werden kann. Der demographische Verlauf jedoch stellt fest: die Zahl der unter 16-jährigen wird von 17,62 % (Stand: 1985) auf 12,76 % (Prognose für das Jahr 2050) zurückgehen. Im gleichen Zeitraum wird sich jedoch der Anteil der Rentenbezieher (also der über 65-jährigen) von 14,46 % (Stand: 1985) auf 29,65 % (Prognose für das Jahr 2050) mehr als verdoppeln.

Aus diesem Grunde ist die Bejahung der obigen Frage sehr unwahrscheinlich, zumal die stetige Erhöhung der Lebenszeit der Menschen und somit der Rentenbezugsdauer derartiges von vornherein ausschließt.

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2.3.2 Nehmen die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ab?

Auf Grund des demographischen Wandels kann man sich mit der Frage auseinandersetzen, wie sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Zukunft entwickeln wird. Nach dem momentanen Stand könnten 54 Millionen Menschen in die Rentenversicherungssysteme einzahlen. Tatsächlich jedoch sind es weitaus weniger, nämlich circa 37 Millionen Personen. Die horrende Zahl der Arbeitslosen, die hohe Inanspruchnahme der Aus- und Weiterbildung sowie der nach wie vor immense Anteil von Hausfrauen begründet die enorme Differenz zwischen den möglichen und den tatsächlichen Gegebenheiten. 

Für das Jahr 2050 prognostizieren Demographen eine weitere Abnahme der möglichen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf 37,9 Millionen Menschen. Tatsächlich jedoch dürfte der Anteil der wirklich Beschäftigten eine ähnlich analoge Entwicklung nehmen. Dadurch bedingt würde sich ein solcher Wert bei 31 Millionen einpendeln.   

Altersquotient 

Der prozentuale Anteil der über 65-jährigen im Verhältnis zu den 15- bis unter 65-jährigen.

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3. Zusammenfassung und Fazit

Zusammenfassend kann folgende Problematik konstatiert werden: Die deutsche Bevölkerung altert in einem unvorstellbaren Ausmaße und Bevölkerungsnachwuchs macht sich aus vielerlei Gründen ebenso rar. Die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind nun gefordert, Maßnahmen zu ergreifen um dieser Entwicklung mit intelligenten Konzepten Einhalt zu gebieten. Erste derartige Vorhaben wurden bereits realisiert. Es bleibt jedoch abzuwarten, inwiefern diese zur Problemlösung beitragen können.

Von besonderer Bedeutung bleibt aber ein Umdenken innerhalb der Bevölkerung angeregt vor allem durch die Politik, die nach wie vor im Besitz der größten Kompetenz ist, ein solches Problembewusstsein dem deutschen Volk  zu vermitteln. Nur dann nämlich wird sich auf lange Sicht ein entsprechendes Bewusstsein durchsetzen. 

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